Das GOJ T-A-TR

Das GOJ T-A-TR wurde 1991 am HinterHaus Theater, Wiesbadens erster Off-Bühne, gegründet und ist somit eines der ältesten freien Theaterkollektive der Stadt. Bereits mit unserer ersten Produktion („Puschkins schwachsinnige Söhne“, 1992), eine Theaterrevue mit Szenen und Texten von Daniil Charms, dem Meister der russischen Avantgarde und des Absurden, waren einige grundlegende Markenzeichen unserer Theaterarbeit gesetzt: Die Affinität zu den künstlerischen Bewegungen der Moderne vor der Zeit des Faschismus; die Lust am Schrägen und Absurden, auf dem schmalen Grat zwischen Gelächter und Erschrecken über die Schieflagen der Welt und unseres Lebens; die Entdeckung und Vermittlung von in Deutschland oft weithin noch unbekannten oder vergessenen Künstler*innen wie Daniil Charms oder Paul Scheerbart, Dylan Thomas, Darius Milhaud, Selma Merbaum, Raymond Queneau u.a. Prägend für unsere Arbeiten blieben auch das Experimentieren mit Dramaturgie, Narrativ und Szene, die Beschäftigung mit dem theatralen Raum und vor allem immer wieder mit Musik als wesentlichem Bestandteil unserer Inszenierungen. Spartengrenzen haben wir uns dabei nie auferlegt, und so steht das GOJ T-A-TR seit 30 Jahren in Wiesbaden und in der Region für ungewöhnliche Projekte nicht nur quer durch alle Genres, sondern auch für interdisziplinäres Arbeiten in Kooperationen und Netzwerken. Immer wieder ist das GOJ T-A-TR aber auch „Werkstatt“ für die eigenwillige Auseinandersetzung mit künstlerischen und gesellschaftlichen Themen und Fragestellungen. So etwa mit unserer Produktion „feels like Heimat – Szenen für unterwegs“ (2013) oder dem work in progress-Projekt „Utopie“ (I. Teil 2018, 2. Teil 2019).

2022 widmete sich das aktuelle Ensemble, angesichts von pandemischen Nachwehen und beunruhigenden Zeitenwenden, zunächst einer theatralischen Recherchearbeit frei nach Thomas Braschs Frage: “Warum (noch) spielen?” und entwickelte daraus seine neue Produktion „Spötterdämmerung – Gemischte Gefühle im Dreivierteltakt“, die am 4. & 5. November 2022 in den Mainzer Kammerspielen Premiere hat (siehe Termine).

Petra Steck, Dino Ruvio & Mona Bagnoli in „Zwangsvorstellungen: Wir sind so frei!“ – Theaterrevue 2012 / Foto: ©Fabian Klein